Was ist überhaupt Macht?
Laut Max Weber’s Definition : „Die Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen“.
Dabei handelt es sich um eine ebenso grundlegende wie beglückende Erfahrung.
Menschen wollen etwas bewirken, vor allem aber möchten wir auf andere Menschen einwirken. Dazu benötigen wir die Gewissheit, dass unser Einfluss bei unseren Mitmenschen Früchte trägt, so gesehen ein Beweis dafür, dass andere Menschen uns zuhören und die Ratschläge die wir ihnen vermitteln, nicht nur verinnerlichen sondern umsetzen.
Führungskräfte brauchen Macht, sonst ist es ihnen nicht möglich ihre Führungsaufgabe zu erfüllen. Machtverhältnisse sind in der Regel keine einseitige Angelegenheit. Auch wer sich dem Willen eines anderen beugen muss, ist keineswegs machtlos. Wird die Macht seitens der Führungskraft jedoch zu sehr ausgedehnt, bewirkt es auf der Gegenseite den Wunsch, ihm etwas entgegenzusetzen.
Macht ist vor allem dann etwas wert, wenn man sie über Menschen ausüben kann, die über wichtige Fähigkeiten verfügen. An dieser Stelle kommen die Projektmanager ins Spiel.
Das magische Dreieck des Projektmanagements besteht aus Kosten, Zeit und dem Projektziel. Aufgabe ist es, Meilensteine zu definieren, Umsetzungspläne zu erstellen und diese ständig zu überwachen und mit dem Sollzustand abzugleichen.
Projektteams setzen sich aus Spezialisten unterschiedlicher Abteilungen einer Organisation zusammen, die für eine begrenzte Zeit „zusammengebracht“ werden, damit sie zur Umsetzung des Projektes beitragen. Diese Mitarbeiter sind auf der einen Seite dem Projekt verpflichtet, auf der anderen Seite jedoch auch ihrer Herkunftsabteilung weisungsgebunden. Hieraus kann eine Konkurrenzsituation entstehen, was eine echte Herausforderung für den Projektleiter sein kann.
„Betrachtet man die grundlegenden Prinzipien der Einflussnahme und Macht in Unternehmen, nämlich: Positionsmacht, Belohnungs- und Bestrafungsmacht, Expertenmacht sowie charismatische Macht, (Raven & French, 1958) wird deutlich, dass Projektmanager sich von Vorgesetzten in der hierarchischen Matrixorganisation eines Unternehmens deutlich unterscheiden. So haben Projektmanager zwar in ihrer Funktion als Verantwortliche des Projektes ein gewisses Maß an Positionsmacht, die ist aber eher gering ausgeprägt, da sie nicht mit einer hohen Belohnungs- und Bestrafungsmacht einhergeht, weil Projektleiter eben keine „echt“ Führungs- und Personalverantwortung haben (Wegge & Schmidt).“
Sie besitzen viel mehr einen Expertenstatus, insbesondere was die Projektaufgabe angeht.
Kann man nun abschließend sagen, eine Führungskraft besitzt mehr Macht als der Projektmanager? Ein klares Jein.
Es kommt stets auf die Situation an, jemand der viel Macht besitzt muss es nicht immer „raushängen“ lassen, manchmal sind gerade die Situationen der „stillen Machtworte“ die von Bedeutung sind. Auch ein Projektmanager kann seine Macht innerhalb der Gruppe durchaus geltend machen, doch wir wissen, je mehr Druck von oben herab prieselt, desto stärker wird der Gegendruck und umso geringer ist das Vertrauen und die Zusammenarbeit.
Nur wer Macht und Dominanz auch anderen zugestehen kann, kann am Ende von sich behaupten, er könnte Macht ausüben, auch wenn es „nur“ die Macht über sich selbst ist.
Quelle: Psychologie für Führungskräfte, Nöllke, 2016, 2. Auflage
Angewandte Psychologie für das Projektmanagement, Wastian. Braumandl. Von Rosenstiel., Springer, 2009, 2. Auflage
Bildquelle: http://n8waechter.info/2018/01/macht-kontrolle-und-handlungsstraenge/